Bis 17. September 2023, Fondation Beyeler.

In einer raumgreifenden Installation präsentiert die Fondation Beyeler das Werk Palimpsest der international renommierten kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo. 1958 in Bogotá geboren, beschäftigt sich Salcedo in Objekten, Skulpturen und grossen ortsspezifischen Interventionen mit dem sich stets wiederholenden Kreislauf von Gewaltakten, Empörung, Erinnerung und Vergessen. Palimpsest ist den Geflüchteten und Migrant:innen gewidmet, die in den letzten zwanzig Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa bei der gefährlichen Überquerung des Mittelmeers oder im Atlantik gestorben sind.

 

Der Titel des Ausstellungsprojekts geht auf das altgriechische Wort Palimpsest zurück, welches Manuskriptseiten bezeichnet, die im Verlauf der Antike und des Mittelalters mehrmals beschriftet wurden. Die Spuren der ursprünglichen Zeilen blieben dabei zum Teil unter der neuen Schrift sichtbar, was die Überlieferung der alten Texte erst ermöglichte. Doris Salcedos Palimpsest ist eine begehbare Installation aus sandfarbenen, porösen Bodenplatten. Das Werk besteht aus zwei sich überlagernden Namenszyklen: Die Namen der während einer Fluchtbewegung vor 2010 Verstorbenen sind mittels feinen Sands farblich abgesetzt und in die Steinplatten eingelassen; jene der zwischen 2011 und 2016 Verstorbenen erscheinen darüber als sich zu Buchstaben verbindende Wassertropfen, die anschliessend wieder versickern, dies in einem ständigen Kreislauf von Einschreibung und Auslöschung. In der Fondation Beyeler ist Palimpsest im grössten Saal des Museums installiert. Auf rund 400 Quadratmetern sind 66 Steinplatten verlegt, auf denen 171 der insgesamt 300 Namen zu lesen sind.

https://www.fondationbeyeler.ch/ausstellungen/doris-salcedo-palimpsest